Freie
Religion -
Wesentliches und
Emotionales - Zitate, Gedichte, Aphorismen, Verse, Stellungnahmen, Sprüche
gesammelt und ungeordnet zusammengestellt von Lothar Geis
2015 Selbstverlag Lothar Geis, Mainz
___________________________________________________ Es heißt, ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Diese alte Weisheit wird nicht bezweifelt und gilt als sicher. Weniger bewusst hingegen ist vielen die nicht minder geltende Erkenntnis, dass solches auch für besonders erhellende wörtliche Formulierungen gilt - egal ob diese im Einzelnen als Zitate, Gedichte, Aphorismen, Verse, Stellungnahmen oder Sprüche bezeichnet werden. Während früher ein thematisches Zusammenstellen solch "geflügelter Worte" (Zitate) meist mühsames Suchen und langwieriges Sammeln voraussetzten, hat man es im Internetzeitalter wesentlich bequemer, an entsprechendes Material heranzukommen. Leider gilt das nicht für den Themenbereich freier Religiosität, denn im Internet gehört dieses Suchkriterium zu den noch unbekannten Begriffen. Wenn zudem als einschränkendes Auswahlkriterium dabei das "Anklingen einer emotionalen Saite" mit eine Rolle spielt, endet die Suche schnell und bleibt ohne Ergebnis. Also erfolgte die Auswahl der Zitate auf die altmodische Weise, und diese Zitatensammlung stellt somit das Ergebnis meines individuellen Sammelns dar. Dem entsprechend ist sie nicht besonders umfangreich. Vielleicht ist das sogar von Vorteil, denn damit bleibt sie überschaubar. Nur der Ordnung halber - und weil es zudem offenkundig ist - möchte ich hier betonen, dass meine Spruchsammlung völlig ungeordnet ist. Mag jeder sie nach seinen Vorstellungen ordnen oder nur darin lesen. Auch habe ich auf die Angabe von Fundstellen verzichtet, damit die grundlegend-inhaltlichen Aussagen nicht von zu viel Wissenschaftlichkeit übertüncht werden. Bei der vorliegenden Spruchsammlung kam es mir neben den wesentlichen Aussagen zum Freireligiös-Sein vor allem darauf an, auch Zeugnisse vom Sich-Freireligiös-Fühlen mit einzubringen. Ich meine, dass gerade dieser Aspekt in der Vergangenheit oft zu kurz gekommen ist. Wenn die Leserinnen und Leser meine entsprechenden Bemühungen, dies deutlich machen zu wollen, erkennen und anerkennen würden, empfände ich darüber Freude. Lothar Geis
Übrigens: Wer weitere treffende
Zitate zum Wesen freier Religiosität kennt, den bitte ich um Mitteilung per
E-Mail _________________________________________
Das Eine in allem In allem wohnt und wirkt das Eine, im Hälmchen, das zum Lichte strebt, im Menschenwesen, das alleine zu edlem Denken sich erhebt. Geheimnis bleibt sie mir, die Kraft, aus der sich Halm und Mensch gebiert, das Eine, welches ewig schafft, von Tod und Alter unberührt. Wir sind sein Kleid, ich und der Baum. Nach Wirklichkeiten greift die Hand. Und doch ist mir´s, ich wär´ im Traum. Ich selber bleib mir unbekannt. Ich wollte es mit Namen nennen, grub meinen Wortschatz um und um. Am Ende kann ich nur bekennen: Ich bleibe ehrfurchtsvoll und stumm. Friedrich Schrader
Diesseits und Jenseits wollt ihr verstehn? Wie die Gewalten schöpferisch schalten, müsst ihr sehen, was sie entfalten! Keine bringt den anderen Untergang: Jede bedingt der anderen Lebensgang. Denn es vergeht nur der Gestalten Art; doch was als Wesen sich offenbart, ist und besteht. Siegfried Hardung An das Göttliche Du bist nicht der, für den dich viele halten, den ihrer Priester Opferbrauch beschwört, der gute Knecht, der in des Schicksals Walten willfährig ihre kleinen Wünsche hört. Du bist die Kraft, die ewig neu beginnend, zu höher´m Leben kämpfend sich befreit, die, in der Welt sich Raum für Raum gewinnend, die ewige Schönheit hebt in diese Zeit. Du bist die Kraft, auf deren Sieg ich traue, so wild der Wahnwitz seine Geißel schwingt, von der ich glaube, dass sie sich noch baue ein Haus, in dem der Geist die Schwere zwingt. Doch weiß ich auch, so klein ich selbst mich sehe, dass du mich brauchst, das Große zu vollziehn, und auch, dass ich allein durch dich bestehe und nur aus dir mir Wert und Sinn erblühn. So gibt es einen Wunsch nur, der mir bliebe, und ein Gebet nur kann vor dir bestehn: mich selbst vergessend, Geist zu sein und Liebe, in Wort und Tat ganz in dir aufzugehn. Georg Pick
Was versteht man unter freireligiös? Freireligiös ist nicht der, der die Kirchen und ihren Glauben verneint, nicht der, der Priester und Papsttum ablehnt; nicht der, der auf ihre Schädlichkeit in Vergangenheit und Gegenwart hinweist; nicht der, der die Bibel als Gotteswort ablehnt, das Christentum als veraltet und Jesus als Mensch oder gar als Gedankendichtung erklärt. Freireligiös ist nur der, der sich eins fühlt
mit dem Alleinen und
Karl Weiß (gekürzte Fassung)
Größer werden die Menschen nicht; Doch unter den Menschen Größer und größer wächst Die Welt des Gedankens. Strengeres fordert jeglicher Tag Von den Lebenden. Und so sehen es alle, Die zu sehen verstehen. Aus dem seligen Glauben des Kreuzes Bricht ein andrer hervor, Selbstloser und größer. Dessen Gebot wird sein: Edel lebe und schön, Ohne Hoffnung künftigen Seins Und ohne Vergeltung, nur um der Schönheit des Lebens willen. Theodor Storm
Das Auge, mit dem mich Gott sieht, ist das Auge, mit dem ich ihn sehe, mein Auge und sein Auge sind eins. Meister Eckhart
Glauben heißt: In uns selber die schöpferischen Kräfte spüren, die das Weltall durchfluten. Friedrich Lienhard
Ich glaube, dass wir einen Funken jenes ewigen Lebens in uns tragen, das im Grunde des Seins leuchten muss und welches unsere schwachen Sinne nur von Ferne fassen können. Diesen Funken in uns zur Flamme werden zu lassen und das Göttliche in uns zu verwirklichen, ist unsere höchste Pflicht. Johann Wolfgang von
Goethe Mein Glaube Ich glaube an die lebendige Kraft, die überall wirkt und Wunder schafft, die Formen bildet und wieder zersprengt und quellend in Poren und Adern drängt, die ewig strömt durch das endlose All, die heimlich baut den klaren Kristall, die in der Zelle, eng umzirkt, wie im Planetenreigen wirkt, die schaffend den Halm und die Blüte baut, aus tausend Augen die Sonne schaut, in Glanz und Farben und Düften zart, in tausend Zungen sich offenbart, die wunderbar in der eigenen Brust sich kündet, selber sich klar bewusst. Ich glaube an die Menschheit, die kämpfend strebt, aus Qual und Ketten ins Licht sich hebt, die Kraft des Geistes, erlöst aus Nacht, zu herrlicher Freiheit dereinst erwacht.
Sie litt genug, ward gekreuzigt und starb millionen Tode, doch sie erwarb das flammende Wissen: Der Tag wird erscheinen, da alle Menschen sich liebend vereinen in Freiheit und Freude, in Schönheit und Stärke zu helfen und schaffen am ewigen Werke. Einst werden die Götzen des Hasses vergehen, und der schöne Mensch wird auferstehen. Ich glaube an Liebe und ihren Sieg. Sie tötet Tyrannen, sie ächtet den Krieg, sie heilt alle Wunden, in ihrer Spur aufkeimend zum Garten die schöne Natur, und alles, was menschliches Antlitz trägt, fühlt, wie ein Herz für das andere schlägt, und spürt mit jubelnder Frühlingslust das Herz der Menschheit in eigener Brust. Ich brauche nicht Götter, nicht Priester und Buch, die Welt und die Menschheit sind Wunder genug. Balduin Reichenwallner
Freireligiöses Bekenntnis Frei sind wir, also nicht gebunden, Durch Glaubenszwang in unsrer Religion. Wir glauben, was wir selbst als wahr empfunden; Nicht, was uns vorschreibt eine Konfession. Bekenntnis, Überzeugung sind uns nicht verkäuflich Auch nicht um ew’ge Seligkeit und Himmelslohn. Denn was uns unnatürlich scheint und unbegreiflich, Das nennen wir nicht „wahr“ aus Furcht vor Höllendroh´n. Die Wahrheit bau´n wir auf die Wirklichkeit, Auf der Vernunft und der Natur Gesetze, Die ehern stehn voll Unverbrüchlichkeit, Dass auch kein Gott durch Wunder sie verletze. Allmächtig, ewig und unendlich, Allgegenwärtig in der kleinsten Spur, Unfassbar hoch und doch so nah verständlich, Das höchste Wesen – ist uns die Natur. Die unerschaffne Schöpferin der Welten, Aus deren Schoß hervor die Sonnen gehen, Und die aus Sternentrümmern, aus zerschellten, Durch Welten-Nebel webt ein Welten-Auferstehn.
Sie lässt im Kreise auch unsre Erde rollen Und auf der Erde alles Leben blühn, Daraus zuletzt, zuhöchst erwachsen sollen Wir selbst, das Menschenherz, des Geistes Glühn. Entwicklung hat uns empor getragen Tief aus dem Zellen-, Pflanzen-, Tieresstand Zum Aufrechtgehn, zum Sprechen, Denken, Wagen, Zur Kunst- und Arbeitsfähigkeit der Hand. Natur gab uns die sittlich hohen Triebe Des Einzelnen zu der Gemeinsamkeit, Zu Menschenrecht und –pflicht, zur Nächstenliebe, Dass jeder sich dem großen Ganzen weiht. So leben wir mit Hoffen, Lachen, Weinen Und schauen über unsern Tod hinaus Der besser´n Zukunft stetiges Erscheinen Und atmen dafür unser Leben aus. Im Kampfe singen wir mit Jubeltönen, Was aus des Weltalls Tiefe zu uns spricht: In uns der Geist des Guten, Wahren, Schönen Führt segnend höherwärts – durch Nacht zum Licht Gustav Tschirn
Ich habe nie ohne Religion gelebt, und könnte keinen Tag ohne sie leben, aber ich bin mein Leben lang ohne Kirche ausgekommen. Hermann Hesse
Gott schläft als Stein, atmet in der Pflanze, träumt als Tier und erwacht als Mensch. Nach einer indischen Spruchweisheit
Religion [ist es], welche
die drei großen Willy Hellpach
Es schlägt ein einzig Herz in diesem großen All, in deiner eignen Brust ertönt sein Widerhall. Marie von Ebner-Eschenbach
Was soll mir euer Spott und Hohn über das All und Eine? Der Professor ist eine Person, Gott ist keine! Johann Wolfgang von Goethe
In Beantwortung Ihres Schreibens vom 10. 6. 1947 kann ich Ihnen mitteilen, dass ich selber seit jeher tief religiös veranlagt bin, dass ich aber nicht an einen persönlichen Gott, geschweige denn an einen christlichen Gott glaube. Max Planck
Welche Religion ich bekenne? Keine von allen, die du mir nennst! Und warum keine? Aus Religion! Friedrich von Schiller
Religiös-Sein ist sehr viel mehr als nur Glaube. Martin Walser
Wohl ist alles in der Natur Wechsel, aber hinter dem Wechsel ruht ein Ewiges. Johann Wolfgang von Goethe
Sag an, mein Herz, wo suchst du deinen Gott? Im Tempel nur, wo sich die Knie biegen? Am Altar nur, wo Weihrauchwolken fliegen? Über den Wolken, wo die Sterne glänzen? Hinter den Sternen, wo des Denkens Grenzen? O nein, o nein - mein „Gott“ ist überall: Wo der Strom blaut, wo der Himmel taut, Wo die Wolken sich jagen, wo die Nachtigallen schlagen, Wo die Erde schweigend in Schnee sich hüllt, Wo der Lenz aus Millionen Knospen quillt – Ist er mir nah! Im freien Geist ist er am herrlichsten da. Wo die Liebe blüht, wo Gedanken wundervoll entstehen, Wo die Seelen miteinander gehen, Wo Begeisterung flammt und Wahrheitsmut, Wo die Herzen ringen ums höchste Gut: Da ist das Ewige nah, da ist „Gott“ selber da. Altes freireligiöses Gedicht
In Seelen, die das Leben aushalten und Mitleid üben und menschlich walten, mit vereinten Waffen wirken und schaffen, trotz Hohn und Spott, da ist Gott! Friedrich Theodor Vischer
Jeder, . . . , muss ja einsehen, dass uns ein ewiges Rätsel umgibt, und darauf gründet sich jede Religion. Alfred Nobel 1885 in einem Brief an einen Pfarrer
Die ganze Natur ist eine Melodie, in der eine tiefe Harmonie verborgen ist. Johann Wolfgang von Goethe
Das Ewig-Eine Das Ewig-Eine stäubt mithin im Staube, blüht in der Rose, fibriert im Sonnenstrahl, kristallisiert im Diamant, denkt im Menschen. Nicht in seinem Urgrunde, in seiner endlichen Erscheinungsform ist das Alles verschieden. Eduard Baltzer
Religion ist das von Ehrfurcht und Vertrauen getragene Verhältnis zum Dasein und das daraus entspringende sittliche Verantwortungsbewusstsein. Freireligiöse
Religionsdefinition Die Natur Die Natur schafft ewig neue Gestalten; was da ist, war noch nie; was da war, kommt nicht wieder. Alles ist neu, und doch immer das Alte. Sie scheint alles auf Individualität angelegt zu haben und macht sich nichts aus den Individuen. Sie baut immer und zerstört immer, und ihre Werkstätte ist unzugänglich. Es ist ein ewiges Leben, Werden und Bewegen in ihr: und doch rückt sie nicht weiter. Sie verwandelt sich ewig und ist kein
Moment Alles ist immerdar in ihr; Vergangenheit und Zukunft kennt sie nicht. Gegenwart ist ihre Ewigkeit.
Johann Wolfgang von Goethe
Der du nicht Stein bist, doch des Steines Kraft, die Kern und Schale hält in enger Haft; der du nicht Rose bist, doch ihre Pracht, ihr Duft, ihr Auge, das zur Sonne lacht; der du nicht Eiche bist, doch wohl ihr Mark, der Stolz, der aus ihr atmet, lebensstark. Die Welt ist nichts als Form, in der du prägst, ist nichts als die Gewandun , die du trägst. Mein Ich sieht nur den Glimmer, nur den Schein, du siehst in mir ins Herz der Welt hinein. Mein Ich fühlt nur, was schmeichelnd ihm behagt, du fühlst in mir, was sich zu opfern wagt. Du zehrst an mir, wie Glut an Eisen zehrt, du ruhest nicht, bis ich schlackenlos verklärt. Lässt du von mir, bin ich ein Spiel, ein Spott; mein Ich, erfüllt mit dir ist selber Gott. Heinrich Hart
Uns ist es genug zu wissen: Wir gehören einem unendlichen lebevollen Aus ihm wurden wir, in ihm leben wir, in ihm bleiben wir. Der Tod ist nicht Vernichtung, er ist Verwandlung. Ewig fließt des Lebens unerschöpflicher Quell. Wilhelm Hieronymi
Glaube denen, die die Wahrheit suchen, und zweifle an denen, die sie gefunden haben.
André Gide
Das
ewige Recht der Religion liegt in der Tatsache Und indem er sie
begreift, werden sie ihm zum Vom Menschen her gesehen, ist Religion - Ehrfurcht vor dem Urgeheimnis der Schöpfung, - ein Gefühl für das Wunderbare allen Daseins, - Glaube an einen höchst sinnvollen Weltgedanken, - Treue im Hinblick auf den Urgrund seiner Existenz. Das sind die seelischen Kräfte, die als Religion sein Leben begleiten und allen seinen Lebenserfahrungen das eigene Gepräge geben. Georg Pick
Künstlers Abendlied Ach, dass die inn´re Schöpfungskraft Durch meinen Sinn erschölle! Dass eine Bildung voller Saft Aus meinen Fingern quölle! Ich zittre nur, ich stottre nur Und kann es doch nicht lassen; Ich fühl´, ich kenne dich, Natur, Und so muss ich dich fassen. Bedenk’ ich dann, wie manches Jahr Sich schon mein Sinn erschließet, Wie er, wo dürre Heide war, Nun Freudenquell genießet: Wie sehn´ ich mich, Natur, nach dir, Dich treu und lieb zu fühlen! Ein lust´ger Springbrunn, wirst du mir Aus tausend Röhren spielen. Wirst alle meine Kräfte mir In meinem Sinn erheitern, Und dieses Dasein hier Zur Ewigkeit erweitern. Johann
Wolfgang von Goethe
Mensch werde wesentlich! Denn wenn die Welt vergeht, so fällt der Zufall weg, das Wesen, das besteht. Angelus Silesius (Johann Scheffler)
Freireligiös sind alle Menschen zu nennen, die es als unwahrhaftig empfinden, religiöse Vorstellungen festzuhalten, die sie mit ihrem Wahrheitsgewissen nicht verantworten können, die jedoch damit die Religion nicht als erledigt betrachten, sondern nach der Form religiösem Denkens und Lebens suchen, die den geistigen Grundlagen unserer Zeit angemessen ist. Georg Pick
An die offiziellen Christen O nennt mir eine einz´ge Tugend nur, die nicht ein guter Heide einst besessen! Zeigt mir nur einer Todessünd´ die Spur, der sich nicht tausend Christen schon vermessen! Beweiset mir, dass grüner steh´n die Auen, dass ehrlicher, die Staat und Acker bauen, dass schöner sind und treuer unsre Frauen, so will ich meine Zweifel gern vergessen und gläubig mit euch auf zum Kreuze schauen. Gottfried Keller
In unsres Busens Reine wogt ein Streben, sich einem Höhern, Reinern, Unbekannten aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben, enträtselnd sich dem ewig Ungenannten. Wir heißens: fromm sein. Johann Wolfgang von Goethe
Wir denken Gott nicht als ein von der Welt getrenntes Einzelwesen. Wir denken ihn als das Allwesen, das unendliche Leben des Weltalls, welches alles Einzelleben aus sich erzeugt und in sich zurücknimmt, denn das Weltall erscheint uns als ein lebendiges unendliches Ganzes. Das „Allwesen“, das
soll nicht heißen, dass wir dieses sichtbare Weltall selbst Gott Wilhelm Hieronymi
Hoch über Zeit und Raum webt lebendig der höchste Gedanke. Friedrich von Schiller
Alte Irische Besinnung Ich habe gearbeitet auf der fruchtbaren Erde und einen Garten gepflanzt - So weiß ich, was Glauben ist. Ich habe dem Jubilieren der Vögel gelauscht am frühen Morgen und zur Dämmerung - So weiß ich, was Musik ist. Ich habe den Morgen gesehen, wolkenlos nach dem Regen - So weiß ich, was Schönheit ist. Ich habe das Wunder des Frühlings geschaut, die Fülle des Sommers und die Pracht des Herbstes, gefolgt von der Ruhe des Winters - So weiß ich, was Leben ist. Und weil ich all das erfahren habe, weiß ich, was Gott ist.
Jeder Mensch weiß, dass er sich nicht selbst ins Leben gerufen [hat], dass er nicht infolge des eigenen Willens lebt, nicht aus eigenem Willen stirbt [und] nicht aus eigenem Willen Schmerz und Leid erduldet. [Jeder spürt], dass es also eine Macht gibt, in der „wir leben, weben und sind“. Wer das weiß und fühlt, der
„glaubt an Gott“, ja er weiß Gott, mag er jene ewige Macht nun Jehova, Brahma, Allah, Gott [oder] Natur nennen. Es ist [nur ein] Name, und jeder denkt sich diesen Begriff nach der eigenen Geistesfähigkeit und Denkkraft. Wilhelm Hieronymi
Gott ist in allen Dingen dem Wesen nach als wirkende und tragende Kraft. Meister
Eckhart
Du suchst und möchtest
gern es finden, was deine Seele selig
macht; Du suchst es in des
Wissens Gründen, Du suchst es in der
Berge tiefem Schacht; Du suchst es über
fernen Meeren, in einer andern Sonne
Licht! Du schmückest dich mit Ruhm und Ehren, doch das Ersehnte hast du nicht. O, so verlass das eitle Drängen, lass ab von törichter Begier! Tönt´s nicht in reineren Gesängen: Das Himmelreich ist nah bei dir? Such nicht in Höhen, nicht in Gründen, nicht in der schnell verblühten Lust; Willst du den wahren Himmel finden, such ihn, 0, Mensch, in deiner Brust! Eduard Baltzer
Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff; man könnte ihn also in der üblichen Ausdrucksweise als „pantheistisch" (Spinoza) bezeichnen. Konfessionelle Traditionen kann ich nur historisch und psychologisch betrachten; ich habe zu ihnen keine andere Beziehung. . . Albert Einstein
Ich kann mir keinen persönlichen Gott denken, der die Handlungen der einzelnen Geschöpfe direkt beeinflusste oder über seine Kreaturen zu Gericht säße . . . Albert Einstein
Dass von dem Glauben an Dinge, von denen zum Teil gewiss ist, dass sie nicht geschehen sind, zum Teil ungewiss, ob sie geschehen sind, und nur zum geringsten Teil außer Zweifel, dass sie geschehen sind, dass von dem Glauben an dergleichen Dinge des Menschen Seligkeit abhängen soll, ist so ungereimt, dass es heutzutage keiner Widerlegung mehr bedarf. David Friedrich Strauß
. . . Meine Religiosität besteht in der demütigen Bewunderung des unendlich überlegenen Geistes, der sich in dem Wenigen offenbart, was wir mit unserer schwachen und hinfälligen Vernunft von der Wirklichkeit zu erkennen vermögen. Moral ist eine höchst wichtige Sache, aber für uns, nicht für Gott. . . Albert Einstein
Gott ist die allgemeine Wesenheit des Seins. Durch ihn ist alles, er ist aller Wirklichkeit Quell, das Innerlichstes jedes Dings, inner-licher als jedem seine eigene Form und Natur. Wie die Natur jeglichen Daseins Fundament, so ist das tiefste Fundament der Natur in allem Gott. Darum ist es gut gesagt: Dass wir in ihm leben, weben und sind. Er ist allen Lebens Leben, aller Kräfte Kraft, aller Wesen Wesenheit. Giordano Bruno
Was wär´ ein Gott, der nur von außen stieße, Im Kreis das All am Finger laufen ließe? Ihm ziemt´s, die Welt im Innern zu bewegen, Natur in sich, sich in Natur zu hegen, so dass, was in ihm lebt und webt und ist, Nie seine Kraft, nie seinen Geist vermisst! Johann Wolfgang von Goethe
Aus der Natur, aus ihren Gesetzen, ihrer Bewegung, ihrer Unendlichkeit und Harmonie lernen wir, dass in ihr eine ewige Vernunft und ewig schaffende Kraft walten muss. Diese nennen wir Gott. Johannes Ronge
Was ist die Religion anderes, als
das Julius Rupp
Gott will kein Haus von Stein, der einzige Tempel, der seiner würdig ist, ist der Geist des Menschen, in dem sich die Wahrheit offenbart. Julius Rupp
Gott ist, und die Welt ist die Form seines ewigen Lebens. So ist Gott und Welt erkannt als eins, wie Geist und Leib in dir eines sind; aber sie sind nicht einerlei, sondern die Welt ist das immer Sterbende und immer Entstehende, Gott aber ist das Bleibende in allem Vergänglichen. Eduard Baltzer
Wir haben in dem ewig
wahren Buch der Georg
Schneider Gott als Weltvernunft
wirkt im einzelnen Menschen selbst oder anders ausgedrückt: Der Einzelne ist
ein Teil der ewig wirkenden Wir sind ein
Teil der ewigen Ordnung, und unsere Religion besteht darin, uns dieser
Ordnung bewusst zu werden und aus ihr zu Heinz Schlötermann
Vergiss keinen Augenblick, dass du alles, was du in dir und um dich her wahrnimmst, was dir und anderen widerfährt, kein zusammenhangloses Bruchstück, kein wildes Chaos von Atomen oder Zufällen ist, sondern nach ewigen Gesetzen aus dem ewigen Urquell alles Lebens, aller Vernunft und alles Guten hervorgeht. Das ist der Inbegriff der Religion. David
Friedrich Strauß
Und umzuschaffen das Geschaffene, Damit sich´s nicht zum Starren waffne, Wirkt ewiges, lebendiges Tun. Und was nicht war, nun will es werden, Zu neuen Sonnen, farbigen Erden, In keinem Falle darf es ruh´n. Es soll sich regen, schaffend handeln, Erst sich gestalten, dann verwandeln, Nur scheinbar steht´s Momente still, Das Ewige regt sich fort in allen; Denn alles muss in Nichts zerfallen, Wenn es im Sein beharren will. Goethe
Der leitende Grundsatz der freien Selbst-bestimmung in allen religiösen Angelegenheiten bedingt es, dass innerhalb der Freireligiösen Bewegung Zwang nicht ausgeübt wird. Diesem Grundsatz entsprechend kann von Aufstellung einer einheitlichen oder gar allgemein verpflichtenden freireligiösen Lehre keine Rede sein. Es gibt keine freireligiösen Dogmen oder Glaubenssätze. Und so strebt die Freireligiöse Gemeinde danach, dass jedem einzelnen Menschen eine seinem Denken und Fühlen entsprechende religiöse Überzeugung werde. Der Unterschied zwischen Kirche und Freireligiöser Gemeinde auf dem Gebiet der Lehre ist nicht der, dass die letztere schlechtweg verneint, was die erstere bezüglich der religiösen Probleme lehrt; er besteht vielmehr darin, dass die Freireligiöse Gemeinde - entgegen dem kirchlichen Glaubenszwang - es jedem Einzelnen freistellt, sich eine seinem Wissen und Bildungsgrad entsprechende Überzeugung betreffs der religiösen Fragen zu bilden, eine Überzeugung, die auch sein Gefühl zufriedenstellt. Der Freireligiöse unterzieht seine religiöse Überzeugung ständig seiner Überwachung bzw. Korrektur gemäß seiner zunehmenden Erkenntnis. Stillschweigende Voraussetzung ist dabei, dass die religiöse Überzeugung sich aufbaue auf den Grundgesetzen des Denkens, und dass sie sich mit fortschrei-tender wissenschaftlicher Erkenntnis wie mit der geschichtlichen Wahrheit in Übereinstimmung befinde. Es ist immer der denkende Mensch, an welchen die Freireligiöse Gemeinde sich mit ihrer Lehre wendet. Georg
Schneider Alle Religionen sind aus dem der Menschheit innewohnenden Bedürfnis hervorgegangen, etwas Höheres, Mächtigeres, Vollendeteres als sich selbst zu suchen. Dieses Bedürfnis ist der Adelstitel des Menschen. Ob es sich in minder oder mehr vollkommener Weise offenbare, immer ist es zu achten. Aber sobald dieses
Bedürfnis absolute Formen annimmt und sich für die ein- für allemal gegebene
Wahrheit ausgibt, zur dogmatischen Kirche wird, versteinert sich der Geist,
der ewiges Streben ist und wird bloß äußere Form, die den lebendig Wir, die wir die Geschichte dieses Bedürf-nisses nach Idealität vor Augen haben, wie es sich in den verschiedenen dogmatisch-positiven, konstituierten Kirchen verloren hat, wir können nicht mehr zurückkehren in eine beschränkte Form, die dem Gedanken, der nach immer reinerer Wahrheit dürstet, verwehren, seinen freien Flug zu nehmen.
Die Philosophie hat uns dazu geführt, Gott nicht mehr außer uns zu suchen, sondern in uns, in allem, was da ist, zu erkennen und es als unsere Aufgabe zu betrachten, ihn in uns und um uns lebendig zu machen. Malwida von Meysenbug
Wenn Gott nicht wäre, wäre ich nicht, wenn ich nicht wäre, so wäre er nicht. Meister
Eckhart
Bekenntnis Ich bekenne meine
Verpflichtung zu täglich neuer Tat an mir selbst und meinem Nächsten, damit ich furchtlos und stolz, gütig und weise mein Leben erfülle und ohne alle Sorge um Strafe oder Lohn es vollende. Ich ergreife die Welt als eine Aufgabe, die zu lösen mein
Wille sich fort und fort entflammen muss, damit allem Leben zu immer edleren Gestaltung stets neuer Raum geschaffen werde. Ich erlebe gläubig in allem Werden und Geschehen das unbegreifliche Wirken Gottes, unfassbar und unerkennbar und doch ewiger Inhalt und Sinn des Seins. Otto Knöbel
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